Es dauerte etwas lange, aber langsam spricht es sich nun herum, dass man nicht nur im Hafen der Ehe Schiffbruch erleiden kann, sondern auch in den „vermeintlich“ sicheren Häfen der Anleihen und sogar im Hafen der Geldmarktfonds. Viele Anleger leiten dorthin eine kleine oder größere Summe in der Hoffnung, dass es da sicher ist. Doch selbst hier muss man heute schon Glück haben, dass man später zumindest den eingezahlten Teil wiederbekommt. Dicke Verluste sind dort nicht unbedingt eine Ausnahme…
Bankkunden, die beim Anlageberater sitzen, verlangen oft etwas ganz Sicheres. Bloß kein Risiko eingehen! Und so bekommt der Kunde etwas verpasst, mit dem er ruhig schlafen kann, solange er jedenfalls nicht im Internet nach den Kursen stöbert. Andere Leute parken dort Geld, um es später wieder woanders anzulegen. Bei Geldmarktfonds gibt es ja keine Risiken, erzählen die Berater gerne. Ich bitte Sie! Woher sollen sie davon auch etwas gehört haben…?
Viele von diesen Vehikeln sind mit Sternen oder Buchstaben ausgezeichnet, die irgendetwas zwischen toll, supertoll und supersupertoll bedeuten. Das funktioniert in etwa so, als ob man die Windschutzscheibe verklebt, in den Rückspiegel schaut und dann auf das Gaspedal drückt. In der Vergangenheit liegt die Zukunft. Bei anderen Fonds ist das nicht anders. Es gibt Rentenfonds, die zwar so heißen, aber für die Rente eher tauglich sind wie eine kaputte Waschmaschine zum Bügeln. Etliche von Rentenfonds haben richtig Geld an die Wand gefahren.
Dafür bezahlen Anleger einen Ausgabenaufschlag von bis zu fünf Prozent. Wer monatlich 100 Euro spart, legt nur 95 Euro an. Der Rest landet woanders. Sie wissen schon wo… Im Laufe von Jahren kommt da richtig was zusammen. Und wenn man sich manche Charts anschaut, sei die Frage erlaubt, was man denn mit dem Anlegergeld so alles angestellt hat…
Die ganz „sicheren“ Geldmarktfonds müssten eigentlich folgenden Chart ausweisen…
Das wäre normal, wenn der Fondsmanager einfach bloß seinen Job macht. Es sagt zwar nichts über die Kaufkraft seines angelegten Geldes aus, doch das ist ein anderes Thema. Doch es geht auch anders. In der Entwicklung auffällig ist der SEB MoneyMarket Fonds, der auf verschiedenen Internetseiten mit folgendem Anlageziel vorgestellt wird:
Anlageziel des Fonds ist es, dem Anleger eine geldmarktnahe Verzinsung der kurzfristlichen Liquidität bei täglicher Verfügbarkeit zu ermöglichen. (Quelle)
“Geldmarktnah” kann ja wirklich alles bedeuten, so wie das Wort „kundennah“ - also nahe am Kunden. Mich erinnert das an die Fliegerei, wenn mir dann „kundennah“ ein Gummibrötchen aus dem Brotkorb zugeworfen wird, was mindestens 17 Stunden im Magen verweilt. ABS, MBS, CDS und diese anderen lustigen Papiere mit diesen Buchstaben standen (oder stehen?) auch dem Geldmarkt recht nahe. Beim SEB MoneyMarket Fonds war das der Fall. Mit Geldmarkt ist eigentlich etwas anderes gemeint, auch wenn der Fonds das im Namen trägt.
Mit dem SEB MoneyMarket setzen Sie auf gute Erträge bei täglicher Verfügbarkeit. Der Fonds ist für die kurzfristige Anlage höherer Beträge (ab EUR 20.000) konzipiert. Ziel unseres Fondsmanagements ist die Erwirtschaftung einer optimalen Verzinsung für Ihre kurzfristige Liquidität unter dem Fokus einer hohen Wertstabilität. Hierfür werden die Anlagegelder in Vermögenswerte investiert, die auf Euro, aber auch auf fremde Währungen lauten können. Der SEB MoneyMarket überzeugt seit Jahren durch eine ausgezeichnete Performance. Er eignet sich als flexible, sichere und rentable Geldanlage und stellt einen wichtigen Bestandteil beim Vermögensaufbau dar.(Quelle)
Fondsmanager Marco Dunkeloh hat offenbar richtig werthaltigen Müll gekauft. Am 3.8.2007 sagte er in der Zeitung “Die Welt"…
“Solche turbulenten und chaotischen Zeiten am Kreditmarkt habe ich noch nicht erlebt. Es herrscht die blanke Angst. Alles, was nicht bombensicher sei, werde momentan mit einem Abschlag gehandelt. „Auch mein Fonds atmet mit dem Markt“ (Quelle: Die Welt)
Seitdem hat der Fonds weitere 50% ausgeatmet. Es hatte damals rund ein Viertel in sogenannten ABS-Produkten anlegelt. Doch es gibt noch andere Rohrkrepierer. Die Entwicklung von Geldmarktfonds und ihrer Geschwister findet man HIER bei Fondsweb
Ein Blick in den Rückspiegel mit der verklebter Windschutzscheibe verrät, dass es bislang gut gelaufen ist. Wozu sich also Gedanken machen. Und dann stellt man fest, dass in den sicheren Hafen viele Abwässer geflossen sind. Und nach einer langen Zeit begann die ganze Bucht nach Fäkalien zu riechen. Jetzt sprechen die Charts Bände. Sie geben Auskunft über die Ergebnisse der Jagd nach einer Überrendite. Bei den Versicherungen kann man es nicht sehen. Doch ich vermute, dass es hier auch riecht. Wieso sollten Altersvorsorgeprodukte frei wären von diesem Müll sein?
Auch bei Geldmarktfonds muss man inzwischen Glück haben, zumindest aber ein paar Hausaufgaben machen. Einige von diesen Fonds, in die Anleger viel Geld eingezahlt haben, werden wohl in Zukunft schließen. Die meisten werden es gar nicht bemerken und andere so tun, als wäre nichts gewesen.
Jedesmal, wenn ich die Worte Geldmarkt, sicherer Hafen und Geld parken höre, denke ich an eine Bucht an der Küste von Absurdistan, gleich um die Ecke von Wahnwitzhausen.
Kommentare
eigentlich sollten alle Kleinanleger ihr Geld besser im Safe einschließen und dem Markt erst wieder anvertrauen, wenn sich die Banken wieder auf den Boden der Realität begeben und dem Markt gerechte Zinsen zahlen.
Weder Tagesgeld noch andere Investitionen lohnen sich in diesen Zeiten. Die Banken leihen sich das Geld zu einem historischen Minimalzins von 1% - der ordinäre Bankkunde muss hingegegen, wenn er sein Konto überzieht, immer noch 13% - 14% Überziehungszinsen zahlen; das gilt auch bei Sparkassen sowie bei Volks- u. Raiffeisenbanken, die ja angeblich nicht so von dieser Krise betroffen sind.
Wenn ich aber als kleiner Bankkunde für mein Tagesgeld im besten Fall 2,25% Zinsen bekomme, ist das schlichtweg unverschämt ! Wozu soll ich da mein Geld einer Bank noch anvertrauen?
Selbst bei mittelfristigen Geldanlagen in Form von Spareinlagen (3-5 Jahre) sind höchstens 4,5% erzielbar.
Ich frage mal ganz direkt in diese Runde: .... Zahlen wir nicht doch schon bereits
die Zeche derer, die sie uns vor ein paar Monaten eingebrockt haben???
Politiker verkünden heute lauthals, dass die eingelagerten Schulden bei den sogen.
Bad-Banks, nicht vom Steuerzahler zu tragen sind und ab 2020 zurückgefordert werden ....
... wer's glaubt wird seelig .... wer nicht dran glaubt, kommt auch in den Himmel !!!
... mit einem freundlichen Gruß
aus Rheinhessen
Der ganze Bullshit, den wir heute ein aufs andere Mal neu und vom einen auf andere Mal schrecklicher entdecken, konnte doch nur geschehen, weil wir alle, also auch die „Anleger“ den Rachen mit Renditen nicht voll genug bekommen konnten. Natürlich gibt’s auch die Anlageberater, die mit der Gutgläubigkeit und den Unwissen ihrer Opfer spielten, aber dieser Opferanteil bei den Anlegern sollte sich sicher nicht viel über 25% aller Anleger belaufen. Dem großen Rest traue ich schon zu, beurteilen zu können, mit wievielem seines Vermögens er zocken gehen kann.
"Break the buck" und keiner lernt daraus. Als nächstes bitte einen Beitrag mit der Überschrift: "Globalisierung, die moderne Art der Kriegsführung".
Gruß, Mark.
Besten Dank für Ihren interessanten Artikel. Die Lage ist wirklich srhr ernst. Die Lage mit verkürzter Ordinate noch zu dramatisieren ist eigentlich darnicht nötig
Mit freunlichen Grüssen
Ernst Cathrein
Da steht allen Ernstes immer noch: "Der Gerling Rendite Fonds erwirtschaftet seit über 30 Jahren auch über schwierige Kapitalmarktphasen hinweg überdurchschnittliche Ergebnisse. Sein Ziel ist eine attraktive Rendite bei einem eher mittelfristigen Anlagehorizont. Als europäischer Rentenfonds investiert er in festverzinsliche Wertpapiere. Damit setzen Sie auf eine kontinuierliche und solide Wertentwicklung."
Da sollte lieber eine Entschuldigung für die desaströse Wertentwicklung in letzter Zeit stehen. Der Fonds wurde schon einmal erwischt - damals mit Genussscheinen der AHB. Daraus hat das Management aber offensichtlich nichts gelernt.
Natürlich sind die gierigen Anleger auch mitschuldig daran. Wer ein gegebenes Zinsniveau nicht akzeptiert, zwingt Fondsmanager geradezu, unnötige Risiken einzugehen.
Wenn die Banken sich ausschliesslich durch "Überziehungszinsen" refinanzieren könnten, würde Ihr Argument zu niedriger Einlagenzinsen ziehen. Das ist aber nicht der Fall. Und da kommt wieder die Gier der Anleger ins Spiel. Es gibt keinen "gerechten" Zins für halbwegs risikolose Anlagen, sondern nur einen Marktzins. Wer nicht bereit ist diesen zu akzeptieren, nimmt höhere Risiken in Kauf. Sie können problemlos Anleihen mit 7 oder 8% Rendite kaufen, müssen sich dann aber die Frage stellen, warum die Renditen so hoch sind.
Auch habe ich kein Mitleid mit den Kaupthing-Anlegern - wer wegen einem Prozent mehr beim Festgeld zu einer Bank rennt, deren Namen man kaum aussprechen kann und die der deutschen Einlagensicherung nicht angehört, hat einen an der Waffel. Da gibt es doch diesen Vater, der die ganze Kohle für die Ausbildung seiner Kinder nach Island geschickt hat - schön blöd kann ich nur sagen.